Es gibt bessere Kryptowährungen als Bitcoin, sagen die einen. Es gibt Bitcoin und Shitcoins, entgegnen andere. Warum Erstere unrecht haben – und Zweitere nicht ganz recht.
Bitcoin ist zurück. Vorige Woche ist der Preis der größten Kryptowährung um fast ein Fünftel gestiegen. Für ein Bitcoin musste man zeitweise fast 35.000 Dollar hinlegen, doppelt so viel wie vor einem Jahr. Und nicht nur das: Auch innerhalb des Kryptosektors hat Bitcoin seine Dominanz zurückerobert: Mehr als 53 Prozent des Gesamtmarkts entfielen laut Coinmarketcap.com zuletzt auf Bitcoin. Ethereum, die Nummer zwei, ist auch gestiegen, brachte es zuletzt aber nur noch auf 17 Prozent Marktanteil. Die anderen Tausenden Krypto-Assets rangieren unter „ferner liefen“. Da drängt sich bei manchem die Frage auf: Warum diversifizieren die Anleger nicht?
Energieverbrauch als Makel?
„Es gibt viel bessere Kryptowährungen als Bitcoin“, zitierte das Nachrichtenmagazin „Profil“ kürzlich Roger Wattenhofer von der ETH Zürich. Er bezog sich auf den Stromverbrauch. Beim Bitcoin-Mining wird viel Energie aufgewendet, Ethereum verbraucht seit einer Umstellung vor einem Jahr nun ungleich weniger Strom. Doch sind die Krypto-Assets, die mit einem geringeren Stromverbrauch auskommen, deswegen besser? Nein, denn der Energieaufwand von Bitcoin hat schließlich einen Zweck: Er macht das System unabhängig von Eingriffen von außen. Wer Bitcoin schürfen und Transaktionen mit Blöcken an die Blockchain anhängen will, muss Energie aufwenden. Einen anderen Weg gibt es nicht. Niemand kann die Regeln zu seinen Gunsten hinbiegen, Betrug rechnet sich einfach nicht. Deswegen kommt Bitcoin ohne Zentralinstanz aus, es gibt auch kein Unternehmen hinter Bitcoin, keine Stiftung, keinen CEO. Nicht einmal der Gründer ist greifbar, schließlich weiß niemand, wer Satoshi Nakamoto ist.
Auf einen Blick
Bitcoin gilt als das größte Krypto-Asset. Mit einem Marktanteil von 53 Prozent scheint es unter den Tausenden vermeintlichen Alternativen hoch bewertet zu sein. Doch ist es eine Kategorie für sich: Es ist nicht nur die älteste Kryptowährung, sondern auch die einzige, die in jeder Hinsicht dezentral und manipulationssicher ist – nicht nur technisch, auch politisch.
Hinter Ethereum, dessen Netzwerk auch dezentral verwaltet wird, steht eine Stiftung, ebenso wie hinter Ripple, dem fünftgrößten Krypto-Asset. Ein Ripple-Mitgründer, Chris Larsen, war es auch, der eine Kampagne von Greenpeace USA mitfinanziert hat, die Bitcoin ebenfalls seinen hohen Stromverbrauch vorwirft. Das ärgert Bitcoin-Maximalisten. So nennen sich Menschen, die Bitcoin als die einzige echte Kryptowährung ansehen. Die Bezeichnung stammt von Ethereum-Gründer Vitalik Buterin und war ursprünglich abfällig gemeint. Doch haben Bitcoin-Maximalisten recht, wenn sie sagen: „Es gibt Bitcoin, und es gibt Shitcoins“?
Manche wollen Ethereum
Zunächst gibt ihnen der Markt recht. Das Gesamtvolumen von Bitcoin betrug zuletzt 670 Milliarden Dollar, Ethereum kam auf 215 Milliarden, und kein weiteres Krypto-Asset bringt auch nur 100 Mrd. Dollar auf die Waage. Ethereum ist eine Plattform, die ebenfalls auf der Blockchain-Technologie basiert und auf der man viele Anwendungen durchführen kann, Verträge abschließen, digitale Besitzurkunden (NFTs) oder eigene Tokens handeln. Bitcoin-Maximalisten sagen oft, diese Anwendungen brauche kein Mensch. Sie seien an die Österreichische Schule der Nationalökonomie erinnert, auf die sie sich berufen: Nichts hat einen objektiven inneren Wert, auch nicht Ethereum. Wenn aber das Ethereum-Netzwerk genutzt und Ether gehandelt wird, hat es doch einen subjektiven Wert für die Nutzer.
Ethereum ist leichter angreifbar als Bitcoin – nicht nur technisch, sondern vor allem politisch: Ein Gründer oder eine Stiftung sind zentrale Ansprechpartner, auf die man Einfluss nehmen kann, oder es zumindest versuchen. Die Regeln, wie man neue Ether erhält, sind schon oft abgeändert worden – und das kann wieder passieren. Doch wer Smart Contracts abschließen, Anwendungen ausprobieren will oder einfach nur Gefallen an der Plattformarchitektur von Ethereum findet, den muss das nicht stören.
21Shares, ein Anbieter von Krypto-Wertpapieren, hat einen Marktbericht („State of Crypto“) veröffentlicht. Darin versucht man zu klassifizieren: Bitcoin sei die „internationale Absicherung gegen Vermögensenteignung und Gegenparteirisiko“. Mit Stablecoins (dazu zählen Tether und USDC) kann man „nahezu sofortige und grenzüberschreitende Zahlungen mit digitalen Dollars“ durchführen. Eine andere Anwendung ist die Datenspeicherung – so speichere etwa Arweave Aufzeichnungen über russische Verbrechen in der Ukraine und sichere zensierte Medieninhalte in Hongkong. Weiters ermöglichten Krypto-Assets Künstlern, am Verkauf ihrer Werke zu partizipieren oder digitale Identitätsprotokolle zu erstellen. Indes ist das Worldcoin-Projekt, das jedem Menschen per Iris-Scan eine digitale Identität verschaffen will, in die scharfe Kritik von Datenschützern geraten.
Nickel ist kein Goldersatz
Doch mögen diese Anwendungen nun gefährlich sein, sinnvoll oder gar revolutionär: Muss man sich wirklich aus Diversifikationsgründen möglichst viele Krypto-Assets zulegen? Wer Aktien kaufen will, dem wird geraten, nicht nur auf ein Papier zu setzen. Schließlich wisse man im Vorfeld nicht, ob die Aktie ein Apple- oder ein Wirecard-Schicksal erleiden wird. Man weiß auch nicht, ob unter den Kryptowährungen Solana oder Cardano die größere Zukunft hat.
Bitcoin spielt aber in einer ganz anderen Liga. Es ist wie Gold. Wer Gold im Portfolio hat, überlegt auch nicht, ob er sich stattdessen andere Rohstoffe wie Nickel oder Kaffee zulegen soll. Diese Dinge sind kein Ersatz für Gold, das knappe Edelmetall, das seit Jahrtausenden als Geld nachgefragt wird. Genauso wenig sind Ethereum und Ripple ein Ersatz für Bitcoin, das knappe, dezentrale, manipulationssichere Geld.
Author: Andrew Harper
Last Updated: 1699357204
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